Fachkräfteseminar – Junge Wege in Europa II

24. bis 30. April 2000 in Oradea, Rumänien

  1. Projektidee

Die Idee zu den Studienbesuchen „Junge Wege in Europa I und II“ entstand auf einem JfE-Kontaktseminar im Herbst 1998 in Sinaia, Rumänien. Ziel war, Mitarbeitern verschiedener Jugendorganisationen aus Deutschland und Rumänien die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig kennenzulernen, etwas über die Arbeit der jeweils anderen Seite zu erfahren und gegebenenfalls eigene Jugendbegegnungen durchzuführen. Das Hauptproblem des letzten Seminars bestand darin, dass die TN aus Deutschland und Rumänien mit unterschiedlichen Erwartungen an das Seminar herangegangen waren. Während die rumänischen TN an einer längerfristigen Zusammenarbeit und Partnerschaft mit deutschen Organisationen interessiert waren, konnten sich die deutschen TN diese Zusammenarbeit oft nicht vorstellen. Sie waren zwar interessiert, aber oft herrschte das sogenannte „Helfersyndrom“ vor: Man war gerne bereit die rumänischen Organisationen zu unterstützen. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit war aber oft schon aus Zeitgründen nicht möglich. (Vergl. Abschlußbericht zum letzten Seminar B.I – DE – 37 – 99 – R2.)

Auf dem Seminar im April wollten wir jetzt auf diese Probleme eingehen. Das bedeutete für uns eine teilweise andere Auswahl der Teilnehmer auf deutscher Seite (die sich aber schon alleine daraus ergab, dass die weniger interessierten TN der Hin-Begegnung wenig Interesse an dem Folgeseminar zeigten) und vor allem ein Programm, dass Zeit bieten sollte, sich persönlich kennenzulernen um auf diese Weise Vorurteile abzubauen und ein persönliches Interesse auf beiden Seiten zu erzeugen.

 

  1. Vorbereitung

Die Vorbereitung im Team konnte für dieses Seminar sehr viel intensiver sein, als für das erste Seminar in Berlin. Das lag zum Teil an dem vorbereitenden Besuch von Herrn Krannich und Herrn Ring in Oradea, auf dem die Erfahrungen des letzten Seminars und die Ziele dieses Besuches diskutiert werden konnten. Auf der anderen Seite war aber inzwischen auch schon eine gemeinsame Jugendbegegnung mit der LIFE Foundation und dem Interkulturellen Jugendservice in Berlin (A.I-DE-48-99-R3) durchgeführt worden. Auch die Treffen, die zur Vorbereitung dieses Projektes dienten, wurden natürlich für die Planung des Studien- und Kontaktbesuches genutzt.

Die Vorbereitung mit den deutschen TN gestaltete sich ähnlich schwierig wie die Vorbereitung zum letzten Seminar in Berlin. Viele der deutschen TN waren beruflich so sehr eingespannt, dass es ihnen nicht möglich war, mehr als einen Abend für die Vorbereitung aufzuwenden. Dabei zeigte sich schon zu Beginn des Seminars in Oradea, wie wichtig eine gute Vorbereitung gewesen wäre, denn es tauchten Vorurteile auf, die wir uns im Team nicht haben vorstellen können. Dass wir im deutschen Team auf diese Vorurteile im Vorfeld nicht genügend eingegangen sind, lag sicher auch an der guten Beziehung, die sich mittlerweile zu den Mitarbeitern der LIFE Foundation gebildet hatte: Für uns war Rumänien inzwischen zu einem ganz normalen Partnerland geworden. Die Vorurteile, die noch zum Teil auf deutscher Seite bestanden, hatten wir ganz einfach nicht mehr erwartet.

 

  1. Rahmenbedingungen

Anders als auf dem Studien- und Kontaktbesuch in Sinaia waren die Mitarbeiter der LIFE Foundation nicht darauf bedacht, sich selbst, die teilnehmenden Organisationen oder die Stadt Oradea nur im besten Licht zu zeigen. Natürlich wäre es auch finanziell gar nicht möglich gewesen, das beste Hotel am Platze für die deutschen TN zu buchen, aber es war von rumänischer Seite auch nicht gewollt. Wichtig war den Rumänen, die Möglichkeit zum informellen, persönlichen Gespräch zu bieten. Und obwohl die rumänischen TN fast nie im Hotel übernachtet hatten, war diese persönliche Ebene doch dadurch gegeben, dass es fast jeden Abend Einladungen in die Häuser und Wohnungen der rumänischen TN gab. Für einige der deutschen TN waren diese Einladungen – denen man sich ja auch kaum entziehen konnte –  fast schon zu viel. Sie beklagten den Mangel an Freizeit und an Zeit, die Stadt eigenständig zu entdecken.

Wegen der mangelnden Vorbereitung der deutschen TN war es besonders wichtig für die Gruppe, mit dem Auto nach Oradea gefahren zu sein. Zwar verlängerte sich das Seminar dadurch für die deutschen TN um zwei Tage, aber erstens konnte der Teilnehmerbetrag dadurch niedriger gehalten werden und zweitens erwies sich die gemeinsame Fahrt als gutes Mittel, um sich gegenseitig kennenzulernen. Als wir schließlich in Oradea ankamen, hatte sich schon so etwas wie eine Gruppenidentität gebildet.

 

  1. Team

Das Team auf deutscher Seite bestand aus Herrn Krannich und Herrn Ring. Auf rumänischer Seite leiteten Frau Pasaniuc und Herr Hardut das Seminar. Wie schon gesagt, war es seit dem Sommer 99 einige Male zu Treffen dieser Personen in Oradea oder in Strausberg gekommen. Dadurch hatten sich natürlich auch persönliche Kontakte ergeben, die die Arbeit im Team erleichterten.

Positiv war, dass die rumänischen TN stark in die Planung und Durchführung des Seminars mit einbezogen worden waren. So löste sich nach einiger Zeit die starke Trennung zwischen TN und Team auf.

 

  1. Teilnehmer / -innen

Die deutsche Gruppe bestand zum Teil aus Mitarbeitern verschiedener Jugend- und Behinderteneinrichtungen, die während der Begegnung in Berlin schon eigene Projekte mit Rumänien geplant (Fürst Donnersmarck-Stiftung, Berlin / Villa Bunterhund, Rüdersdorf) oder mittlerweile auch schon durchgeführt hatten (Kreuzberger Musikalische Aktion, Berlin). Diese Teilnehmer nutzten das Seminar natürlich auch zur Vorbereitung ihrer Projekte. Andere TN wollten sich erst einmal informieren, waren aber gewillt, auch eigene Jugendprojekte durchzuführen (z.B. Mitarbeiter des Sportbundes Berlin).

Wie schon erwähnt, mangelte es an der Vorbereitung in der Teilnehmergruppe und so war es für die Organisatoren fast schon lustig zu sehen, mit welchen Vorurteilen die Teilnehmer das Seminar antraten, obwohl sie sich zum Teil doch schon auf dem Seminar in Berlin mit den rumänischen Teilnehmern lange unterhalten hatten. Ein Teilnehmer hatte wirklich Geld im Schuh versteckt, damit er nach einem vermeintlichen Überfall mit anschließender Verschleppung noch nach Hause kommen konnte. Ein anderer Teilnehmer, der eigentlich ohne große Vorurteile zu haben, für das Seminar angemeldet hatte, wollte seine Anmeldung eine Woche vor der Fahrt zurückziehen, weil ihm Eltern und Arbeitskollegen wirklich Angst gemacht hatten!

Während des Programms stellten sich diese Vorurteile natürlich als grundlos heraus. Die Teilnehmer waren teilweise überrascht, wie „westlich“ das Leben in Rumänin geprägt ist und wie offen die Menschen sind. Natürlich gab es auch schockierende Erlebnisse (Besuch im Waisenhaus auf dem Land / Fahrt mit der Eisenbahn) aber generell überwog am Ende des Seminars die Überraschung über die Normalität des Lebens in Oradea.

 

  1. Programmverlauf / Tagesplan

 

  Morning Afternoon Evening
Monday

24.4

  Arival of the german group

Organisation

Name games

Introduction of the team

Tuesday

25.5

Ice breakin games.

Short animation language.

Expectation of the seminar-program questions

Detailed introduction of the participants:

What institution are they working for/what are the aims of their work.

The separation on the workshops.

Visiting Oradea

 

Wednesday

26.4

Visiting the children’s hospital

Know How exchange

Visiting the City Hall from Oradea and the episcopacy Free time

 

Thursday

27.4

Simulation of a project on the workshops. Simulation of a project on the workshops. Oradea at Night( how young people spend their free time)
Friday

28.4

Round table about the Voluntary service from Germany and from Romania Visiting an day care  center in Oradea for handicap people. Free time
Saturday

29.4

Discutions about the partnerships know how experience Discusion between the participants for the future partnerships and projects Intercultural evening.
Sunday

30.4

Final evaluation Departure of the German Group  

 

 

  1. Ergebnisse und Einschätzung

Allgemein sehen wir die Ergebnisse des Seminars als positiv an. Kontakte wurden geknüpft und vertieft, Vorurteile vielleicht zumindest teilweise abgebaut, Projekte geplant und Projektideen entwickelt.

Inzwischen zieht unsere Arbeit auch Kreise. Unser guter Kontakt nach Rumänien hat sich herumgesprochen. Obwohl wir für dieses Projekt keine deutsche Presse eingeladen hatten, bekamen wir nach dem Projekt Anrufe von weiteren Vereinen und Initiativen, die Interesse an einer Zusammenarbeit mit Rumänien bekundeten. Dabei stellt sich jedoch immer mehr das Problem heraus, dass es kaum Vereine und Initiativen gibt, die sich in der Lage sähen, Internationale Jugendbegegnungen vollständig selbst zu planen und zu organisieren. Alle Vereine, Stiftungen und Organisationen mit denen wir bis jetzt zusammen gearbeitet haben, gaben Zeit- und Personalmangel als Grund dafür an. Auch alle Projekte, die bis jetzt aus dem Seminar „Junge Wege in Europa“ entstanden sind, werden nach wie vor mittelbar oder auch unmittelbar von uns bzw. von der LIFE Foundation in Oradea betreut und organisiert:

  • Beat of Cultures (I-DE-48-99-R3 / 88618-1.2-DE-05-2000-R1) mit Kreuzberger Muskalische Aktion
  • Junge Partner in Europa (DE – 11 – 166 – 2000 – R1) mit Fürst Donnersmarck-Stiftung
  • Theatre Workshop Oradea (11 – RO – 30 – 2000 – R1) mit Villa Bunterhund
  • Informations- und Kontakttreffen in Strausberg Ende November

Keine der Organisationen würden Projekte dieser Art durchführen, wären sie selbst für die Organisation der Vorbereitung mit den ausländischen Partnern und für die Finanzierung der Projekte verantwortlich.

Vielleicht ist es unser Fehler, dass wir nicht genug versuchen, uns selbst entbehrlich zu machen. Andererseits ist es auch verständlich, dass die Organisationen nicht die Mittel und die Zeit haben, Mitarbeiter in diesem Gebiet einzuarbeiten.

Diese Arbeitsweise ist aber aus zwei Gründen problematisch. Erstens sind wir selbst nicht in der Lage, noch mehr Projekte mit anderen Partnern zu betreuen und zweitens haben die Organisationen nicht die Möglichkeit, die positiven und negativen Erfahrungen zu machen, die die Organisation solcher Projekte zwangsläufig mit sich bringen. Durch den Kontakt mit den ausländischen Partnerorganisationen haben wir sicher nicht weniger gelernt, als die jeweiligen Teilnehmer der Projekte. Dieser Lernprozeß geht unseren deutschen Partnern teilweise verloren, wenn sie sich ihre Jugendbegegnungen durch uns organisieren lassen.

Deswegen sind solche Seminare wie „Junge Wege in Europa“  eine große Hilfe, wenn es darum geht , die Mitarbeiter der deutschen Partner in die Projekte mit einzubeziehen und auch Verantwortlichkeiten zu delegieren.