19. bis 26. Oktober 2001 in Neapel, Italien
Ein Projekt in Kooperation mit der Union Sozialer Einrichtungen (USE) in Berlin, der Selbsthilfeorganisation ADEL in Oradea (RO)und der UOSM in Neapel (IT).
Für die Rückbegegnung in Neapel haben wir das Thema: “Anders sein und soziokulturelle Integration ; von der Tarantel gestochen und Tamorra” gewählt. Traditionell wurde das Perkussionsinstrument Tamorra eingesetzt, um Epilepsie und andere psychische Krankheiten, die körperlich zum Ausdruck kommen, durch Musik und Tanz bis zur Ohnmacht zu heilen. (Vgl 6.c) Das uralte Wissen um die Heilkraft von Tanz und Trancezuständen, das in vielen Teilen der Erde im Umgang mit psychischen Problemen immer noch von größter Bedeutung ist, wird in Europa in den letzten Jahrzehnten verstärkt durch die Tanztherapie aktualisiert.
Dieser Austausch wird den Jugendlichen die Möglichkeit geben, die Lebensverhältnisse in den beiden Länder zu vergleichen und die Auswirkung der Rehabilitation auf ihre psychischen Situation und ihre Lebensqualität zu messen.
Die Begegnung zwischen italienischen und deutschen psychisch kranken Jugendlichen wird die Frage stellen: ‘Wie lebe ich mit meinem Leiden in Deutschland? Wie wird in Italien damit gelebt ? Was heißt das – welche Folgen hat es in Berlin, sich psychisch unwohl zu fühlen, welche Folgen hat es in Neapel ?’. Und: ‘Was heißt ‘Anders sein’? Geht es um die Unterschiede zwischen Italienern und Deutschen, oder um ‘die Normalen’ und ‘Uns’? Unsere Absicht ist es, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken, sich auseinanderzusetzen, sich zu akzeptieren, ohne dafür ihre Geschichte, ihre Beziehungen und Konflikte verleugnen zu müssen. Ausgehend von der Kategorisierung ‘Verrückter/ nicht Verrückter’ wollen wir uns auf den Weg begeben, uns mit den vielen anderen Kategorisierungen – Deutscher/Italiener, Weißer/Schwarzer, Man/Frau auseinanderzusetzen.
Ziel dieses Austauschs ist außerdem, zwei verschiedene psychorehabilitative Erfahrungen zusammenzubringen, wobei im neapolitanischen Kontext eine Definition der ‘geistigen Gesundheit’ vorherrscht, die sich weniger an der ‘Produktivität’ als dem Ausdruck der individuellen Fähigkeiten und Potentiale misst.