Ein Projekt in Kooperation mit der Kreuzberger Musikalischen Aktion (https://kma-ev.de/kma-ev)
A) Kontext und Motivation
Die Idee zu dem Projekt entstand bei einem Studien- und Kontaktbesuch im Juli / August des vergangenen Jahres, als eine Gruppe von Jugendbetreuern, Sozialarbeitern und interessierten Ehrenamtlichen aus Oradea (Rumänien) zusammen mit deutschen Jugendbetreuern 10 Tage in Strausberg (Brandenburg) und Berlin verbrachten. Organisiert wurde dieser Kontaktbesuch von der Barnimer Alternative e.V. aus Strausberg. Während dieses Treffens wurde eine Zusammenarbeit vereinbart und es wurde auch ein erstes Konzept für die Jugendbegegnungen entworfen.
Wir, die “Offene Jugendarbeit Dornbirn“ und das “Center for Creative Work“ wurden anschließend in die Planung des Jugendaustausches in Berlin mit einbezogen. Besonders wichtig für eine gute Kooperation mit den Partnerorganisationen war das Vorbereitungstreffen im Team, das Anfang März in Berlin stattfand. Auf diesem Vorbereitungstreffen wurde nicht nur über das Berlin-Projekt gesprochen, sondern auch schon über die Folgeseminare in Kroatien und in Dornbirn.
Eine weitere Vorbereitung zu dem Projekt fand während des Seminars in Berlin und Kroatien statt.
B) Ziele
Ziel des Projektes ist es, den Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, einander kennenzulernen, Kommunikation zu üben und gemeinsam ihre Kreativität zu entfalten. Es soll dabei nur nebensächlich darum gehen, künstlerische Fertigkeiten zu verbessern. Die gemeinsame Arbeit in den Workshops und Diskussionsgruppen soll vielmehr dazu dienen, junge Menschen mit ganz verschiedenen persönlichen Lebenszusammenhängen zusammenzubringen, Grundlagen für eine Verständigung zu schaffen und gegenseitige Vorurteile abzubauen. Die Seminare in Berlin und in Kroatien haben uns diesem Ziel schon ein ganzes Stück näher gebracht, so daß wir jetzt ohne großen Vorlauf noch tiefer in das Thema der europäischen Integration einsteigen können.
Wichtig sind für uns bei der Jugendbegegnung vor allem folgende Ziele:
In der Diskussion über diese Ziele wurde zwischen den Partnern bei der Vorbereitung schnell ein Konsens erreicht, weil es auch die Ziele sind, die in der alltäglichen Arbeit mit den Jugendlichen verfolgt werden. Ob diese Formulierungen allerdings von allen gleich verstanden werden und wie die praktische Umsetztung dieser Ziele aussehen soll, wird sich hoffentlich schon auf dem Vorbereitungstreffen und nicht erst während des Seminars zeigen.
C) Europäische Dimension
Die Zusammenstellung der an dem Projekt teilnehmenden Länder erfolgte zwar eher zufällig durch Sympathie und alte Bekanntschaften, trotzdem ergibt sie für das Jugendprojekt eine interessante Mischung:
Zwei “alte“ EU-Staaten zusammen mit zwei (zukünftigen) Aspiranten auf eine Mitgliedschaft. Dabei ist der kulturelle Hintergrund der TN aus den einzelnen Ländern oft nicht sehr unterschiedlich. Auf dem Seminar in Berlin haben wir zum Beispiel festgestellt, daß es teilweise schwer ist, Kontakt innerhalb der Ländergruppen herzustellen, vor allem wenn ein Teil der Gruppe aus Migranten besteht (Deutschland, Österreich). Der Kontakt zu den Rumänen fiel dagegen allen leicht. Nach dem Treffen in Kroatien hat sich diesbezüglich schon eine eigene Dynamik entwickelt, es entstanden Freundschaften, Adressen wurden ausgetauscht und von gegenseitigen Besuchen war die Rede.
D) Auswirkungen auf lokaler Ebene
Öffentlich beworbene Workshop-Abschlussveranstaltungen sollen Kontakt und Kommunikation der lokalen Jugendszene mit Jugendlichen aus anderen Ländern ermöglichen und zu gegenseitigem Verständnis führen. Verschieden sind nicht so sehr die kulturellen als vielmehr die sozialen Verhältnisse, aus denen die Jugendlichen kommen und in denen sie leben: Vielfältige Betreuungs- und Freizeitangebote für die österreichischen und deutschen Jugendlichen, dafür aber eine zumindest subjektiv erlebte soziale Ausgrenzung (vor allem bei den Kindern von Migranten) – fast keine öffentlichen Angebote, dafür aber ein großes Maß an Idealismus und Willen zur Veränderung bei den kroatischen und den rumänischen Jugendlichen.
Durch die Teilnahme der kroatischen Gruppe bekommt Integration eine völlig neue Dimension: Anders als in Deutschland, Österreich und Rumänien, wo meist nur theoretisch über Integration geredet wird, stellen sich die Probleme im ehemaligen Jugoslawien ganz konkret dar. Ein friedliches Zusammenwohnen und Zusammenarbeiten von Bosniern, Serben und Kroaten muß erst einmal wieder gelernt und Vertrauen wieder aufgebaut werden. Wir glauben, daß es für die Teilnehmer (und auch für die Organisatoren!) aus den Programmländern eine großartige Erfahrung darstellen kann, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen.
E) Einbeziehung der Jugendlichen
Natürlich wird es in jedem Land Vorbereitungstreffen mit den Jugendlichen geben. Es wird das vorläufige Programm besprochen, Organisatorisches geklärt, der nationale Abend vorbereitet und dabei über die jeweils anderen Länder gesprochen werden.
F) Vorbereitung
Ein weiteres Treffen wird im Dezember 2000 in Dornbirn stattfinden. Dieses Treffen richtet sich an alle an dem Projekt beteiligten Betreuer. Es geht darum, sich gegenseitig kennenzulernen (die Workshopleiter sind neu!) und sich über Motivationen und Ziele des Projektes zu unterhalten. Außerdem werden wir das Tagesprogramm noch einmal überarbeiten und finanzielle und organisatorische Probleme besprechen. Dieses Treffen ist für uns von entscheidender Bedeutung, weil ein Projekt dieser Größenordnung ohne ein Vorbereitungstreffen des gesamten Teams nicht funktionieren wird.
Die Seminarsprache wird im Team gewählt. Durch den Einsatz von Dolmetschern ist gewährleistet, daß jeder TN in seiner Muttersprache an den Diskussionen teilnehmen kann.
G) Programm
Siehe Zusatzblatt
H) Methoden
Während der Begegnung selbst werden wir verschiedene Methoden einsetzen, um die o. g. Ziele zu erreichen. Wenn möglich wollen alle Gruppen mit dem Kleinbus und einem PKW anreisen. Das ist nicht nur billiger als mit der Bahn, es hat auch den Vorteil, daß sich die verschiedenen Nationalitäten in den einzelnen Ländergruppen besser kennenlernen und durch den “Abenteuercharakter“ der Fahrt mit den Autos zu einer Gruppe formen können.
In Dornbirn werden wir dann weitestgehend das Konzept aus Berlin und Kroatien fortsetzen, das sich auf folgende Punkte stützt:
Wir werden zumindest teilweise selber einkaufen und kochen, um einerseits länderspezifische Küche präsentieren zu können, und andererseits die Gemeinschaft zu festigen.
Jeden Abend wird mit einer “Show“ abgeschlossen, auf der Zwischenergebnisse der Workshops präsentiert werden können. Hier soll aber auch allen TN die Möglichkeit gegeben werden, Eigenes zum Besten zu geben. Diese allabendliche “Show“ haben wir neu in das Programm aufgenommen, weil wir in Berlin festgestellt haben, daß wir sehr viele talentierte Teilnehmer hatten, denen aber der Raum fehlte, um ihr eigenes Können zu präsentieren.
I) Auswertung
Eine Evaluierung des Projektes wird während des Seminars, nach dem Seminar in den nationalen Jugendgruppen und auch im gesamten Team durchgeführt werden.
Der ausführliche Abschlussbericht wird großteils von den Teilnehmern selber erstellt. Somit schließt sich der Projektkreis, der den Jugendlichen die Mitgestaltung von der Planung bis zum Schluss ermöglicht.